Wird Berlin seine Chancen nutzen?

Hauptstadt avanciert zum Innovationszentrum +++ Transformation einer Großstadt

Experten-Kommentar von Theodor J. Tantzen, Vorstand Prinz von Preussen Grundbesitz AG

BildBerlin wird das europäische Silicon Valley. Die Bundeshauptstadt hat sich mittlerweile nicht nur zum weltweit beliebten touristischen Magnet entwickelt, sondern avanciert nun auch zum Innovationszentrum Europas. Die Vier-Millionen-Metropole an der Spree sicherte sich gegen internationale Konkurrenz ihre bisher größte städtebauliche Investition in der wechselvollen Stadtgeschichte: Der international agierende Technologiekonzern Siemens will auf dem historischen Industriegelände in Berlin-Spandau seinen neuen Innovationscampus errichten.

Mit der Zentralisierung ihrer Forschung kehrt die Siemens AG damit zurück zu ihren Wurzeln, denn 1847 legte Werner von Siemens mit seiner ersten Werkstatt in der Schöneberger Straße das Fundament einer der erfolgreichsten Firmengeschichten. In den neuen Siemens-Campus will das Unternehmen in den nächsten zehn Jahren 600 Millionen Euro investieren.

Berlin nimmt Vorreiterrolle ein

Ich wage die Prognose, dass sich durch dieses außerordentliche Projekt – und viele weitere werden dem noch folgen – die bereits heute vorhandene Wohnungsknappheit in Berlin in den nächsten Jahren dramatisch verschärfen wird. Daran werden auch die in der Siemens-Stadt geplanten gut 60.000 Quadratmeter Sozialwohnungsbau sicher kaum etwas ändern.

Angesichts des neuen wirtschaftlichen Schwungs und der bekannten demografischen Entwicklung wird der tatsächliche Bedarf an ansprechendem und gehobenem Wohnraum in der Metropole Berlin sich um ein Vielfaches vergrößern. Entgegen vielerlei Befürchtungen werden wir keine Immobilienblase erleben, ganz im Gegenteil: Die Werte der Berliner Immobilien werden weiter steigen, die Engpässe im Wohnraum ebenso.

Denn: Innovationszentren sind Knotenpunkte für Wissensaustausch, kreative Pools für neue Wirtschaftszweige und Magnete für Unternehmen und Menschen. Die Großstädte wachsen weiter, im Jahr 2050 werden 80 Prozent der Europäer in Metropolregionen leben.

Politik arbeitet mit Grenzen statt Visionen

Es bleibt zu hoffen, dass die Berliner Bauplaner und -ämter mit dem rasanten Tempo der Investoren mithalten werden und nicht die Chance einer Vorreiterrolle ausbremsen. Solange die politischen Entscheidungsträger weiterhin ihre Kontrolle auf dem Immobilienmarkt ausbauen wollen, die Grundsteuern erhöhen, die Kreditvergabebestimmungen verschärfen und Mietpreisbremsen ziehen, verspielt die Stadt ihre derzeit einzigartige Chance, das europäische Zentrum mit einer visionären städtebaulichen Transformation zu werden.

Die Wirtschaftsleistung ist dabei bestimmender Wachstumsmotor. Kapitalanleger mit dem richtigen Gespür für eine gute, jedoch noch nicht überteuerte Lage in der Hauptstadt, können sich einer Rentabilität sicher sein.

Theodor J. Tantzen, Vorstand der Prinz von Preussen Grundbesitz AG

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